Das Eingewöhnungsmodell
Bei der Gestaltung der Eingewöhnung orientieren wir uns am Berliner Eingewöhnungsmodell.
Dieses ist charakterisiert durch:
- Informationen der Eltern in Form eines Erstgespräches über ihre Beteiligung und die Bedeutung der Eingewöhnung für das Kind und die Eltern
- die Grundphase, in der die Eltern das Kind in der Kita begleiten
- erste Trennungsversuche in Absprache mit der Erzieherin
- Stabilisierungsphase
- Schlussphase
Diese fünf Phasen möchten wir im Folgenden kurz erläutern und beschreiben:
1. Rechtzeitige Information an die Eltern
Die Eltern erhalten von uns eine Einladung zu einem informativen Gespräch, in dem der detaillierte Ablauf und die elterliche Rolle während der Begleitung in der Eingewöhnungszeit dargelegt werden.
2. Die dreitägige Grundphase
Die Bezugsperson hält sich mit dem Kind ca. eine Stunde in der Einrichtung auf. Dabei verhält sie sich passiv, aber aufmerksam gegenüber den Signalen des Kindes. Sie ist für das Kind der „sichere Hafen“ in einer noch unbekannten Welt, d.h. sie folgt dem Kind nicht, ist aber immer gut erreichbar. Die Fachkraft versucht vorsichtig und mit viel Einfühlungsvermögen, über kleine Spielangebote Kontakt zum Kind aufzubauen. Es finden während dieser Phase keine Trennungsversuche statt. Ist Pflege erforderlich, wird diese von den Eltern übernommen.
Während der Grundphase wird der pädagogischen Fachkraft entsprechend Zeit für das Kind eingeräumt, um auch die Interaktion zwischen Elternteil und Kind beobachten zu können.
Gut zu wissen…
Für junge Kinder ist der Geruchssinn besonders wichtig. Daher sollte die Erzieherin im Idealfall kein Parfüm oder nur einen sehr dezenten Duft verwenden, der gleichbleibend ist, sodass das Kind ihn mit der Person verbinden kann. Ein Gegenstand, der nach Mutter oder Vater riecht, wie z.B. ein Schnuffeltuch, kann die Eingewöhnung für das Kind sehr erleichtern. Insbesondere bei den ersten Schlafversuchen ist es für das Kind sehr beruhigend, wenn es sich daran kuscheln kann.
3. Erste Trennungsversuche
Am vierten Tag entfernt sich die Bezugsperson nach einiger Zeit aus dem Gruppenraum, nachdem sie sich von dem Kind verabschiedet hat. Lässt sich das Kind schnell von der Fachkraft beruhigen sollte die erste Trennungszeit maximal 30 Minuten betragen. Die Bezugsperson sollte sich während dieser Zeit nicht aus der Kita entfernen.
Wirkt das Kind hingegen verstört oder beginnt zu weinen ohne sich trösten zu lassen, sollte die Trennung nicht länger als zwei bis drei Minuten dauern. Das kindliche Verhalten in dieser Situation hat erfahrungsgemäß einen gewissen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Eingewöhnung.
Unsicher gebundene Kinder (häufiger Blickkontakt zur Bezugsperson, heftiges Weinen beim Verlassenwerden und offene Annäherung/Körperkontakt bei Wiederkehr der Bezugsperson) brauchen eine längere Eingewöhnungszeit. Sicher gebundene Kinder (eher gleichgültiges Verhalten bei Trennung von und Wiederkehr der Bezugsperson) benötigen meist eine kürzere Eingewöhnungszeit.
4. Die Stabilisierungsphase
Die Stabilisierungsphase beginnt mit dem fünften Tag (mit dem sechsten, wenn der fünfte Tag ein Montag ist).
Die Erzieherin übernimmt zunehmend, erst im Beisein der Bezugsperson, die Versorgung des Kindes (Füttern, Windeln). Gezielt bietet sie sich als Spielpartnerin an und reagiert auf die Signale des Kindes. Die Trennungszeiten werden, unter Beachtung der Bedürfnisse des Kindes, täglich verlängert. Akzeptiert das Kind die Trennung noch nicht, sollte bis zur zweiten Woche mit einer Trennung gewartet werden. Beachtet werden muss, dass nie an einem Montag mit einem neuen Schritt begonnen wird!
Ab dem fünften Tag können Kinder, die eine kürzere Eingewöhnung benötigen, schon in der Kindertagesstätte schlafen. Mit der Bezugsperson ist darüber zu entscheiden, ob sie gemeinsam das Kind zum Schlafen legen und auch beim Aufwachen gemeinsam da sind. Kinder, die eine längere Eingewöhnung benötigen, sollten mit dem Schlafen in der Kita nicht vor dem neunten Tag beginnen. Für Kinder, die sich am zehnten Tag von der Fachkraft trösten lassen, ist der elfte Tag der Stabilisierungstag. Danach ist die Eingewöhnung abgeschlossen.
Ist ein Kind zu diesem Zeitpunkt noch deutlich verunsichert, wird die Eingewöhnung um eine weitere Woche verlängert. Die dritte Woche verläuft von der Struktur wie die zweite Woche und orientiert sich sehr am Verhalten des Kindes.
Dass die Eingewöhnung abgeschlossen ist, erkennt man daran, dass sich das Kind in der Trennungsphase von der Fachkraft trösten lässt und in dieser Zeit ohne Mutter oder Vater neugierig und aktiv an der Umgebung, den Materialien und den Personen interessiert ist.
Sofern sich das Kind auch nach drei Wochen nicht von der Erzieherin in der Trennungssituation nachhaltig trösten lässt, findet erneut ein Elterngespräch statt. Vielleicht lassen sich, manchmal auch unbewusst, Gründe finden, die eine momentane Eingewöhnung für das Kind erschweren.
5. Die Schlussphase
In der Schlussphase der Eingewöhnung ist die Bezugsperson nicht mehr in der Einrichtung anwesend, ist jedoch für Notfälle erreichbar.